Ich habe festgestellt daß bei vielen Depressiven die Krankheit mit Selbstvorwürfen einhergeht. Ich kenne das schon seit meiner depressiven Jugend.
Man hat schon die Schwierigkeit der übergroßen Traurigkeit und zerfleischt sich obendrein noch mit übermäßiger Selbstkritik!
Jeder kleine Fehler wird analysiert, jede kleine Schwäche abgrundtief verurteilt: "Du bist nichts wert, Du kannst nichts. Wenn Du Dir mehr Mühe geben würdest hättest Du schon aus dem Loch heraus kommen können."
Komischerweise haben in den letzten Wochen diese Selbstvorwürfe bei mir abgenommen - obwohl ich nichts dagegen unternommen habe.
Man kann ja mit seinem Verstand dagegenhalten und sich selbst einreden: Doch, JEDER Mensch ist etwas wert - also auch ich selbst etc. aber eigentlich sind diese Gedanken der Selbstzerfleischung mit der Ratio kaum oder nur sehr schwer zu kontrollieren...
ich glaube das gehört zur Krankheit.
Bei anderen Depressiven sind aber auch "die Anderen" an allem Schuld und nicht man selbst. Das war so bei meinem depressiven Bruder. Der litt noch Jahre lang am Mobbing seines Chefs und den Umständen bei der Arbeit - obwohl er schon lange wegen der Depression in Rente war. Er konnte und konnte nicht vergeben und quälte sich bis zu seinem frühen Tod mit diesen Gedanken.
Aber an irgend einem Subjekt muß man seine negativen Gefühle wohl auslassen.
Irgend jemand muß Schuld haben.
Und meistens sind die Dinge, die man da ständig kritisiert sowieso nicht mehr zu ändern.
Eigentlich bringt diese Form von Kritik oder insbesondere SELBSTKRITIK überhaupt nichts. Es ist nicht konstruktiv und verbessert die Situation nicht im Geringsten. Im Gegenteil!
Es geht einem nur noch schlechter dadurch - weil man immer der Depp ist, der sich nicht ändern kann, oder die Hässliche, oder die fette Sau, die nicht abnehmen kann oder, oder, oder...
Kennt ihr so was auch, oder ist das nur meine Theorie, daß Depressive sich das Leben mit Selbstvorwürfen noch schwerer machen als es sein müsste? Das man so hart und ungnädig mit sich selbst ist bis es weh tut?
Ich wünsche Euch jedenfalls von Herzen, daß ihr gnädig mit Euch selbst umgeht
Ralle
2 Kommentare:
Hallo, wie wäre es, wenn Sie einmal über Hochsensibilität nachdenken würden?
Siehe auch hier http://janchen-theologieua.blogspot.com/search/label/Sensibilit%C3%A4t
Herzliche Grüße
Jani
hach ralf du schreibst mir und sicher vielen anderen aus dem herzen. deine beiträge bringen so vielen hilfe, weil man sich so verbunden fühlt mit dir, weil du einen verstehst. hab gerade einiges von dir einem freund geschickt der z.Z.in einem tiefen loch sitzt, und bestimmt helfen ihm deine beiträge auch sich etwas besser zu fühlen und einiges besser zu verstehn.
danke, dass es dich gibt, gott segne dich!
lg liane
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