Mittwoch, 27. Mai 2009

Psalm eines Depressiven

Ich bin wütend! Wütend auf mich und wütend auf Gott.

Wütend auf mich, weil ich mich nicht ändern kann. Wütend auf Gott, weil er mich nicht heilt und ich weiter an mir leiden muß.

Wozu dieses sinnlose Leid? Wozu die ständige Hoffnung auf ein Morgen, wenn sich doch nichts ändert? Ich wünschte ich könnte schlafen - ewig schlafen - doch ich muß noch Meilen gehn, bevor ich ruhen kann.
Gibt es ein Himmelreich? Dann komme bald, Herr Jesus. Warum diese ständige Verzweiflung? Immer wiederkehrende Belanglosigkeiten. Gibt es eine zukünftige Hölle, oder bin ich da schon längst? 
Ich bin wie Tantalus, der den Stein immerfort bergauf rollt, aber nie die Spitze des Berges erreicht. Und immer wieder entgleitet er und rollt bergab.
Ich kann nicht mehr und mag nicht mehr. Macht mir keine neue Hoffnung, die doch nur wieder enttäuscht wird.
Die schlimmste Hölle wäre, wenn es zu den Höllenstrafen gehörte, an einen Erlöser zu glauben, der mich aus der Hölle rettet, um mich dann in das ewige Feuer zurückzuwerfen. Immer und immer wieder. Hoffnung auf Erlösung - die dann enttäuscht wird zu ständig tiefer gehender Pein im Sumpf des Verderbens.

Das kann kein Gott der Liebe sein, der sich so etwas ersann!
Nein so etwas gibt es nicht. Das ewig Böse ist undenkbar und unvorstellbar. Kein Gott der Liebe würde so etwas zulassen. - Wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht erlischt.

Freitag, 22. Mai 2009

Glaube, der krank macht

Evangelist Rudi. T. nahm uns 1978 mit nach B.dorf im Kreis Ostholstein. Einige junge Erwachsene aus der Gemeinde "Jesus Treff" in Hannover wollten in diesem Gebiet missionieren gehen - von Haus zu Haus, am Strand und in der evangelischen Kirche, wo wir Gottesdienste mitgestalteten. Träger dieser evangelistischen Abenteuerreise war die AJH.
Es ging nicht darum, Menschen für eine bestimmte Frei/Kirche anzuwerben, sondern sie mit dem Glauben an Jesus Christus und die Bibel bekannt zu machen. Ein guter Ansatz - wir kamen mit vielen Menschen an der Haustür ins Gespräch. Und Rudi war anscheinend schwer in Ordnung.
Unsere Missionsbasis, in der wir wohnten hatte es allerdings in sich: Das Seelsorgehaus der "C. M." in B.dorf.  Autoritärer Leiter dieser Arbeit war Gottfried Eisenhut, ein kauziger Typ, der von sich selbst sagte:
Ich bin es gewohnt zu befehlen! Als ich diese Worte hörte, wollte ich eigentlich wieder nach Hause fahren, rang mich aber zum Bleiben durch.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Manfred

Sein Name war Manfred und es gab ihn wirklich einmal.
Ich habe kein Foto mehr von ihm, denn es ist lange her. Vielleicht ist noch eins im Keller in irgendwelchen verstaubten Kisten?
Manfred war Krankenpflegehelfer, so wie ich damals. Er war ein sehr netter Mensch. Hübsch irgendwie und unaufdringlich. Zurückhaltend und doch sehr offen.
Wir kamen bei der Arbeit ins Gespräch über den Glauben an Gott. Ich erzählte ihm von meinem Glauben an Jesus und meinen Erfahrungen mit Gott.
Er diskutierte nicht mit mir über die Echtheit der Bibel oder meines Glaubens, sondern wurde innerlich ganz aufgeregt. Etwas in ihm antwortete heftig auf meine Stories. "Was Du sagst ist wahr", pflichtete er mir bei: "Ich habe das Licht gesehen!" Diesen Satz widerholte er mehrmals: "Ich habe das Licht gesehen!"
Später hatte ich mehrere Monate lang einen Inder in meinem kleinen Zimmer im Wohnheim für Schwerstkörperbehinderte zu Gast. Das Zimmer war ca. 3 Meter lang und 2 Meter breit, ein enger Schlauch mit Waschecke. Siradj der Inder schlief auf dem Sofa und war damit zufrieden. Er wollte indische Decken, Tücher und Kunsthandwerk in Deutschland verkaufen.
Eines Tages kochte Siradj in Manfreds Wohngemeinschaft für alle indisches Huhn mit Reis.
Wir saßen in der Küche, aßen und tranken und hatten eine angeregte Unterhaltung. Siradj aß ohne Besteck nur mit den Fingern. Das würde in Indien so gemacht, erzählte er.
Bald ging es auch um den Glauben an Gott und Jesus. Manfred war sehr interessiert, die meisten Anderen ziemlich skeptisch.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Psychose durch Gebet und Schlafentzug

Ich wundere mich ein wenig über mich selbst, daß ich in diesem Monat so produktiv am Bloggen bin - es macht mir halt Spaß derzeit.
Heute will ich eine kleine Geschichte vom Übertreiben erzählen.

Gebet ist eine gute Sache, wie ich finde. Viel Gebet ist noch besser , dachte ich damals.
Wir hatten häufig größere Konferenzen mit bis zu 350 Besuchern an den offenen Abenden. Sehr oft waren die verschiedenen Arten des Gebets und der prophetische Dienst das Thema.
Eine "normale" Abendversammlung konnte schon mal fünf Stunden dauern - das braucht einiges an Ausdauer für einen Lobpreisleiter, aber auch für die Sprecher und Teilnehmer.
Während der "Toronto-Welle" ging es oft heiß her bei uns. Da wurde richtig gefeiert, bis zum Abwinken gelacht, oder auf dem Boden rumgerollt. Löwengebrüll und Kriegstänze gab es auch schon mal. Ja wir waren des öfteren regelrecht "betrunken" vom Heiligen Geist Ich war vollzeitig in einer Schule für Gebet und Prophetie angestellt, wo ich den Lobpreis leitete und auch als Bibellehrer fungierte.
. Einmal fuhr ich schon fast in Schlangenlinien mit dem Auto nach Hause und musste den ganzen Weg über nur lachen. Jedes Auto und alle Menschen, die ich unterwegs sah, lösten Heiterkeitsstürme bei mir aus. - Ich war ein "Holy-Ghost-Junkie".
Nach der Versammlung kippte ich aber noch ein bis zwei halbe Liter Weizenbier in mich hinein und setzte mich vor die Glotze, um "von der Salbung runterzukommen", weil ich ja am nächsten Morgen wieder auf der Bühne stehen musste. Ich brauchte meinem Schlaf dringend, denn Konferenzen sind sehr anstrengend für Lobpreisleiter.

Dienstag, 19. Mai 2009

Religiöser Missbrauch in einer katholischen Familie

Religiöser Missbrauch.
Utu beschreibt hier traumatische Erlebnisse in seiner Kindheit, die ihn psychisch zerstört haben.
Nichts für zartbesaitete christliche Gemüter.

Missbrauch durch die evangelische Kirche

Dieser Beitrag ist für entschiedene Christen nicht leicht zu lesen. Mir hat er einige Bauchschmerzen verursacht. Aber ich denke, daß man geistlichen und kirchlichen Missbrauch thematisieren muss.
Falsch verstandener Glaube kann psychisch krank machen.
Hier gehts zu den Erlebnissen von Elias Schwerdtfeger mit evangelischen Einrichtungen.

Depressionswellen

Man denkt so landläufig: "Wellen gibts nur im Meer oder auf dem See. Vielleicht noch in Flüssen."
Aber im Grunde ist das ganze Universum eine einzige Wellenbewegung.
Es gibt Lichtwellen, Schallwellen, Gravitationswellen und Radiowellen.
Der zielgerichtete Laserstrahl, der scheinbar immer gleichstark punktgenau auf ein klar definiertes Ziel gerichtet ist und seine ganze Energie dorthin abgibt, ist eine künstliche Erfindung des Menschen und kommt in der Natur so nicht vor. (Und selbst der Laserstrahl hat eine Wellenlänge)
Die Natur bewegt sich in Wellen - vom kleinsten Atom bis hin zum Licht der gößten Sterne. Wo immer eine Energie oder Kraft von A nach B transportiert wird geschieht das nicht gradlinig, sondern in Wellenform. Es gibt Wellentäler und Wellenberge - mal kommt mehr Masse oder Energie am Zielpunkt an und mal weniger. Und das mit verschiedener Geschwindigkeit. Die Taktfrequenz ist sehr unterschiedlich. Der Rhythmus ist oft nicht geradlinig sondern sehr unterschiedlich.
Auch die Amplitude, die Höhe der Wellenberge und Täler ist oft sehr unterschiedlich.

Montag, 18. Mai 2009

Depressionstest

Krankheitseinsicht ist überhaupt erst die Basis für eine erfolgversprechende Therapie.
Ohne die Anerkennung meiner Symptome als ernsthafte psychische Störung, gibt es weder für Seelsorger noch Therapeuten eine Arbeitsgrundlage. Jahrelang habe ich meine Depressionskrankheit geleugnet, obwohl mich verschiedene Hausärzte mehrfach darauf angesprochen hatten. "Ich bin ein Mann des Glaubens", sagte ich mir innerlich dabei. "Die wollen mich doch nur vom Glauben abbringen, auf den ich alle meine Hoffnung setze. Schließlich bin ich Ältester, Bibellehrer und Lobpreisleiter! Was wäre das denn ein Zeugnis für die Kraft und Hilfe Gottes, wenn ich ärztliche Hilfe in Anspruch nähme? Ich wäre als Prediger dann doch völlig unglaubwürdig"
So oder ähnlich predigte mir mein innerer Kritiker Jahrzehntelang!

Wer war dieser innere Kritiker eigentlich?

Christ und psychische Krankheit

Behandlungsbedürftige Depressionen sind eine Volkskrankheit in Deutschland
von der auch viele Christen nicht verschont bleiben. Viele psychisch kranke- oder verstörte Menschen kommen regelmässig in unsere Gottesdienste oder sind Gemeindemitglieder in unseren Kirchen und Freikirchen. Die gute Nachricht von unserem Retter und Herrn Jesus Christus gibt vielen von ihnen eine Hoffnung auf Heilung und Befreiung und viele Pastoren und Leiter machen ihnen auch Hoffnung auf Hilfe durch Seelsorge und Gebet. 


Aber was passiert, wenn der Glaube, das Gebet und die Seelsorge nicht helfen? Wie gehen wir mit unseren psychisch erkrankten Gemeindemitgliedern um?

In den Großkirchen hat man sicher weniger Probleme damit, Christen zum Psychiater zu schicken, aber wie sieht es in unseren kleineren gemütlichen Freikirchen aus, wo man sich meist weitaus besser kennt und oft sehr engen persönlichen Kontakt miteinander hat? Oft sind Gemeinden ja wie Großfamilien, in denen jeder über den Anderen bescheid weiß und kaum ein Geheimnis verborgen bleibt, weil natürlich sehr viel getratscht wird.
Manche Pastoren und Seelsorger sind Laien, die sich ihr Wissen durch christliche Bücher und in der Gemeindepraxis oder durch die Lektüre der Bibel erworben haben.

In den Freikirchen wird meist auch die geistliche Dimension einer psychischen Krankheit wahrgenommen. Die unsichtbare Wirklichkeit und die Existenz von Dämonen und bösen geistigen Mächten ist hier selten ein Tabuthema. Exorzismus oder Befreiuungsgebete werden mehr oder weniger spektakulär praktiziert und manch einer empfängt vielleicht auch Hilfe dadurch. Einiges geht aber auch voll daneben. 

Schamgefühl?

Kuchenboden: Sexualität und Schamgefühl
Merkwürdig in der heutigen Zeit. Trotz Erziehung zum "ganz normalen" Ausleben der Sexualität ohne Schuldgefühle hat da jemand immer noch Schamgefühle.
Lesenswert!

Wie kann ich mich ändern?

Gefunden bei Kerstin

Ein Dialog

"Wie kann ich mich verändern?"
"Du bist du selbst, deshalb kannst du dich ebensowenig verändern, wie du deinen eigenen Füßen davonlaufen kannst."
"Gibt es also nichts, was ich tun kann?"
"Doch, du kannst dies begreifen und akzeptieren."
"Wie werde ich mich ändern, wenn ich mich selbst akzeptiere?"
"Wie willst du dich ändern, wenn du dich nicht akzeptierst? Was du nicht akzeptierst, änderst du nicht, du schaffst es nur, es zu unterdrücken."
Von Anthony de Mello

Am 10:46 AM, sagte Roland Kopp-Wichmann...

Im Prinzip schon richtig. Doch um etwas bei sich zu akzeptieren, muss man es erst genau kennen.
Aus meiner Erfahrung als Trainer und Therapeut haben die meisten Menschen nur Theorien über sich. Die meisten kennen sich zu wenig.