Samstag, 19. November 2022

Doxepin und Co


 Ich nehme seit vielen Jahren Doxepin (trizyklisches Antidepressivum) gegen meine generalisierte Angststörung.
Ich denke seit über 10 Jahren. 

Zu Anfang noch in minimaler Dosierung von 30 mg am Tag. Das reichte aus, obwohl als Einstiegsdosis 50 mg empfohlen wird.

Dann gab es über die Jahre Krankheiten und Umstände, die mich zwangen, mehr zu nehmen.

Als das russische Arschloch seinen beschissenen Krieg gegen die Ukraine begann, eskalierten meine Ängste so dass ich wochenlang kaum noch schlafen konnte. Im Durchschnitt so 2-3 Stunden in der Nacht. Tagsüber konnte ich mich erst recht nicht entspannen und an Mittagsschlaf war nicht zu denken. Ich bekam kein Auge zu. So schlug mein Psychiater 125 mg vor, die dann auch halfen. Die Mundtrockenheit und zunehmende Schusseligkeit und Vergesslichkeit nervten mich allerdings schon mehr und mehr.

Andere Maßnahmen kamen dazu, die mir ebenfalls halfen aus dem Dauerstress der Ängste zu entkommen.

Ich löschte alle Google-News Pushnachrichten auf dem Handy die von morgens bis abends aufsprangen und mir von Atomschlägen, drohenden Blackouts, Flüchtlingen usw. erzählten. Ich cancelte meine Angewohnheit so 3 bis viermal am Tag Nachrichten im Tv zu schauen und guckte auch keine Sondersendungen und "Brennpunkte" zum Thema Krieg mehr. ich cancelte sämtliche Talkshows zum Thema - es gab ja über Monate auch kein anderes Thema mehr, wohin man auch auf dem TV zappte.

Ich kaufte auch keine Tageszeitung mehr, mit der ich normalerweise so anderthalb Stunden am Tag verbrachte - man will ja schließlich immer informiert sein. 

Das half fast besser als das Doxepin, so daß ich irgendwann auch mit 100 mg am Tag auskam. ich konnte auch wieder normal schlafen. 

Dann ging mein Psychiater in Rente und ein junger neuer, frisch aus dem Krankenhaus (Neurologie), übernahm die Praxis. Er eröffnete mir eines Tages, daß er mich gerne auf ein moderneres Antidepressivum umstellen wollte, da das Doxepin bei Leuten über 60 nicht mehr empfohlen wird. (es kann Demenz fördern). Da ich auch über die Monate eine zunehmende Schusseligkeit und Vergesslichkeit bei mir festgestellt hatte, zog ich ernsthaft in Betracht einen Versuch mit dem SSRI Paroxetin zu wagen.

Nun hatte ich vor dem Doxepin bereits Jahrelang Citalopram und Fluoxetin genommen, bis sie nicht mehr recht gegen meine Schwermut und Depression halfen. Erst als ich die SSRIs absetzte, entwickelte sich nach ein paar Monaten meine Angststörung. 

Auch mein alter Psychiater wollte mich gerne vom Doxepin wieder zum SSRI Citalopram umstellen. Der Versuch ging allerdings massiv in die Hose, weil ich nach einigen Tagen von morgens bis abends unerträgliche Angstwellen bekam, die sich auch in Form von unangenehmer Hitze äußerten. nach einer Woche musste ich den Versuch abbrechen, weil es nicht mehr auszuhalten war und kehrte wieder zum Doxepin zurück. Ratlos, weil ich SSRIs bis dato immer wunderbar vertragen hatte. 

Dementsprechend skeptisch war ich gegenüber einem erneuten Versuch mit Paroxetin und legte das neue Medikament erst einmal in die Schublade. Allerdings hatte ich verständlicherweise auch keinerlei Bock auf eine Demenz und die ganzen Nebenwirkungen von Doxepin. 

So wagte ich nach wochenlangem Hin und Her Überlegen endlich doch den Versuch. Soll ich weiter berichten? Egal wer es liest - ich schreibe wohl bald eine >>Fortsetzung.

Keine Kommentare: